Seminartage Miteinander
In Kooperation mit der Schlossrealschule bietet die Evangelische Jugend Stuttgart für die Klassenstufen fünf bis acht Seminartage zum Miteinander an. Diese finden zwei- bis dreimal im Jahr entweder im Haus 44, in Gemeindehäusern oder im Freien statt – wenn es sich zum Beispiel um ein Stadtspiel, um Bogenschießen handelt. Ein Team von zwei bis drei Mitarbeitenden bestehend aus Jugendreferent*innen und Schulsozialarbeiter*innen, Honorarkräften, Freiwilligen und Praktikant*innen stellt für die Klassen individuelle Programmpunkte und Übungen zusammen, die sich an einem gemeinsam mit der Schule erarbeiteten Curriculum orientieren, vor allem aber die aktuelle Klassensituation berücksichtigen. Die dafür benötigten Informationen werden gemeinsam mit der Klassenlehrkraft erarbeitet, die ebenfalls an den Seminartagen teilnimmt. Mögliche Themen können der friedliche Umgang mit Konflikten und Spannungen, der Umgang mit anderen Meinungen und Einstellungen, sowie demokratische Prozesse zur Meinungsfindung sein. Grundsätzliches Ziel ist es, eine gelingende Klassengemeinschaft herzustellen und Einzelne zu stärken.
Darüber hinaus haben in den letzten Jahren medienpädagogische Inhalte an Bedeutung gewonnen. So geht es beispielsweise beim Thema „Fake News“ darum, sich Kenntnisse zur Beurteilung des Wahrheitsgehalts einer Nachricht anzueignen.
Durch die Mitwirkung der Schulsozialarbeit sind die Inhalte mit weiteren Maßnahmen im Schulalltag vernetzt. Dieses Angebot kann u.U. auch über Welcome & look oder Rückenwind finanziert werden.
Klasse starten – Klasse stärken
„Zuerst haben wir uns gefreut, als unsere Schule von einem Tag auf den anderen geschlossen wurde, doch bei dem wochenlangen Lockdown fühlte man sich zunehmend allein gelassen. Das wurde auch nicht sehr viel besser bei dem bisschen Unterricht vor den Sommerferien“.
Mit diesen Worten beschreibt eine 13jährige, wie sie die Monate seit der Schulschließung am 17. März 2020 erlebt hat. Gemeinsam mit ihrer Klasse besucht sie im Herbst 2020 zwei Tage lang das Haus 44 der Evangelischen Jugend Stuttgart, um neu zu starten in eine Zeit realer Präsenz an der Schule.
Statt Unterricht sollen Spiele, Übungen und Gespräche verloren gegangenes Vertrauen wieder herstellen und das Miteinander stärken. Elemente im Programm sind Gemeinschaftserlebnisse und Spaß – Umgang mit Scheitern in der Gruppe – Reibung, Konflikt, kreative Lösungen – Verletzungen Einzelner, Aushandlung von Umgangsregeln – persönliche Lernerfolge und Zielformulierungen – die Klasse als Beziehungsnetz.
Bei der Entwicklung vor mehr als 6 Jahren am Mörike – Evang. Gymnasium und Realschule, war dieses Programm für Klassen gedacht, die in der Mittelstufe neu gemischt wurden. In der Zwischenzeit fand es an mehreren Schulen als Begleitseminar bei Veränderungsprozessen generell statt (durch Pubertät, Einführung der Inklusion, Wechsel der Lehrkräfte etc.). Heute steht im Vordergrund, Erfahrungen einer Ausnahmesituation aufzuarbeiten, Ängste vor dem, was jetzt kommen könnte, abzubauen und Einzelne für Erfahrungen mit der ganzen Klasse zu motivieren.
Z.B. als sich zwei Gruppen gegenüber sitzen – getrennt durch einen Vorhang, der von zwei Mitarbeitenden hochgehalten wird. Wer sagt schneller den Namen des*r gegenüber Sitzenden, sobald der Vorhang fällt? Erstaunt kommt in der Reflexion zum Ausdruck, wie Einzelne ins Bewusstsein rücken, die man in der Vergangenheit gar nicht beachtet hatte.
Die Übung „Aktiv – passiv“ bringt die Jugendlichen dazu, sich selbst einzuschätzen und dies durch Platzwechsel anderen sichtbar zu machen. Nicht immer stimmen Selbst- und Fremdeinschätzung überein und erst im Gespräch werden neu erworbene Fähigkeiten als solche bewusst („Niemand hat mir geholfen, meine Aufgaben einzuteilen. Ich musste lernen, wie es geht“). Das Interesse aneinander steigt, es lässt sich eine erhöhte Hilfsbereitschaft erkennen.
Bei „Heißer Stuhl light“ gelingt es sogar, sich konstruktiv Verhaltensänderungen bei Einzelnen zu wünschen und gegenseitig stärkendes Feedback zu geben.
Solch intensive Prozesse stärken den Mut der Einzelnen und führen zu Offenheit und Ehrlichkeit in der Klasse – Grundvoraussetzungen für ein faires Miteinander, das jede*n Einzelne*n in ein tragendes Netz einbindet – nicht nur in Krisenzeiten.
Waldexpedition
Raus aus dem Schulalltag, rein in den Wald! Wie man es von einer Expedition kennt, ist es schwierig diese allein zu meistern, und so arbeiten sich bei der Waldexpedition Schulklassen von Challenge zu Challenge vor.
Gleich zu Beginn steht die Schulklasse vor der ersten Herausforderung. Der Computer ist kaputt und ein Text wird in einzelnen Teilen angezeigt. Die Klasse hat die Aufgabe, so schnell wie möglich auf dem Boden liegende Textteile in der richtigen Folge anzutippen. Kommunikation und gegenseitiges Zuhören sind der Schlüssel zum Erfolg. Hat die Klasse es geschafft, geht es auch schon weiter durch den Wald, bis sie am „Höllentor“ ankommen. Ein schwingendes Seil kann nur nach vorgegebenen Regeln durchquert werden. Ist das geschafft, fordert der „Sumpf“ zur Überquerung heraus, was nur mit Teamarbeit, Rücksichtnahme und gegenseitigen Hilfen gelingt. Sind alle heil angekommen, steht der Gruppe die „Seilbrücke“ bevor. Mit Hilfe von mehreren verwirbelten Seilen „baut“ die Klasse eine Brücke, über die alle gehen können, die sich trauen. Es verlangt Mut, sich auf die von allen mit Händen gehaltene Seilbrücke zu trauen und Vertrauen in die Anderen. Den Abschluss bildet „das Lager“, wo eine Plane als Dach gespannt, versteckter Proviant mit Hilfe von GPS-Sendern gefunden, Stöcke für die Marshmallows geschnitzt und ein Lagerfeuer entfacht werden muss.
Am Ende der Waldexpedition kann die Klasse stolz auf sich sein, denn sie haben es geschafft, in Gemeinschaft die Herausforderungen anzunehmen, nach Lösungen zu suchen und sie am Ende auch mit Erfolg zu meistern.
Schule als kreativer Ort
Das life’n’rhythm-Schulprojekt an der Realschule-Ostheim
Gitarre statt Mathe, Rappen statt Deutsch-Unterricht: Von 19. bis 23. September findet in der Realschule-Ostheim statt Unterricht das life’n’rhythm Schulprojekt statt. Gemeinsames Singen mit Band-Begleitung, Bühnenprogramm, raus aus dem Klassenverband, in neu gemischte Gruppen: Die Schüler*innen wählen sich nach ihren persönlichen Interessen in einen Workshop ein. Von Instrumenten und Singen, Tanz, Theater, Funsport bis hin zu Modedesign und Holzwerken ist alles dabei.
In den Workshops geht es neben dem Erwerb von Fähigkeiten vor allem um den kreativen Prozess: Die Gruppe entwickelt unter Anleitung einen eigenen Beitrag für die große Abschlussshow. Am Donnerstag, 22.09. um 19 Uhr präsentieren die Schüler*innen in der Sporthalle Ostheim ihre Ergebnisse vor Eltern, Freund*innen und Lehrer*innen.
Das life’n’rhythm-Schulprojekt wird von einem ehrenamtlichen Team des Evangelischen Jugendwerks in Württemberg in Kooperation mit der Evangelischen Jugend Stuttgart (EJUS) geschultert. Maximale Wertschätzung jedes einzelnen Jugendlichen – das haben sich die Mitarbeiter*innen auf die Fahne geschrieben. Die langjährige Erfahrung an verschiedenen Standorten beweist: Schule kann zum kreativen Ort werden, und eine Woche kann Menschen in ihrem Selbstwertgefühl nachhaltig prägen. Damit die Welt nicht so bleibt, wie sie ist.
Klettern und mehr im [cityrock]
Klettern ist eine Herausforderung – in „schwindelnder“ Höhe nur von einem Gurt, einem Seil und einem Sicherungsgerät gehalten. Vielen kostet dies große Überwindung, gerade wenn alle einer Schulklasse mitmachen sollen. In kleinen Teams beweisen die Schüler*innen, dass sie ihren Klassenkamerad*innen das nötige Vertrauen schenken und an der Wand noch oben klettern, bis sie ihre eigenen Grenzen erfahren und eventuell überwunden haben.
Klettern ist Experiment: Wenn die Schüler*innen eine weitere Herausforderung suchen, können sie versuchen eine Wand blind hochzuklettern. Dazu gehören Mut und Vertrauen.
Klettern stärkt die Gemeinschaft: beim „Eichhörnchen“ geht es darum, gemeinsam einzelne Klassenkamerad*innen an die Decke zu ziehen. Die Übung zeigt der Klasse, dass sie stark genug ist, jede*n Einzelne*n bis an die Decke zu ziehen. Und jede*r Einzelne gewinnt noch mehr an Vertrauen in die anderen.
LOsth-Projekt
Lebensraum Ostheim für geflüchtete und Stuttgarter Jugendliche
3 Jahre lang besuchten geflüchtete und Stuttgarter Schülerinnen und Schüler der Realschule Ostheim gemeinsam Aktiv-AGs, gingen auf Exkursion, erlebten Veranstaltungs-Highlights – so z.B. beim großen Sporthallenfest mit Bubble Soccer und Fußball-Billard. Dabei lernten sie sich intensiv kennen, überwanden bestehende Vorbehalte und knüpften neue Freundschaften. Die Stimmung war gleichzeitig ausgelassen und friedlich. Die Kinder aus Regelklassen und der Vorbereitungsklassen waren oft gemeinsam unterwegs. Einige Eltern nutzten die Gelegenheit und kamen mit jüngeren Geschwistern, die ebenfalls mitmachen konnten.
In Seminareinheiten zum demokratischen Lernen setzten sich die Klassen 7 mit Vorurteilen und Interessenkonflikten auseinander und versuchten Toleranz zu lernen. Die Älteren unter ihnen erwarben in einem speziellen Trainee-Programm Kenntnisse der Gruppenpädagogik, gewaltfreien Kommunikation und Programmgestaltung und wurden in der Zwischenzeit selbst als Mentorinnen und Mentoren für geflüchtete junge Menschen tätig.
Längst sind sie nicht mehr „lost“, sondern in ihrer neuen Ostheim-at angekommen und zu Hause.
Gefördert von der Stadt Stuttgart durch den Projektmittelfond
Berufswegeplanspiel
Jedes Jahr aufs Neue stehen viele Realschüler*innen vor der Frage: was will ich eigentlich nach der Schule machen – vielleicht eine Ausbildung? Entscheiden sie sich dafür, stehen ihnen unzählige Bewerbungsgespräche bevor. Um ihnen einen Einblick zu bieten, wie ein solches Gespräch ablaufen kann, wurde das Berufswegeplanspiel, das jährlich mehrmals im ZEBRA und anderen Räumen der EJUS durchgeführt wird, entwickelt. Dabei haben die Jugendlichen die Möglichkeit, verschiedene Stationen zu durchlaufen und das Verfahren einer Bewerbung näher kennenzulernen. Zu den einzelnen Stationen zählen zum einen der Eignungstest, an den sich eine Rückmeldung anschließt. So erfahren sie, in welchen Bereichen sie sich noch verbessern sollten. Des Weiteren haben die Schüler*innen die Möglichkeit, ein Bewerbungsgespräch zu simulieren. Dazu führen Mitarbeitende verschiedener Firmen eine kurze Sequenz des Gesprächs durch und geben anschließend eine Rückmeldung. Zum Bewerbungsgespräch im „echten“ Leben gehört das Assessmentcenter, weshalb es auch beim Berufswegeplanspiel eine solche Station gibt.
Die Schüler*innen bekommen nicht nur die Möglichkeit, verschiedene Bewerbungssituationen durchzuspielen, sondern auch Bilder für ihren Lebenslauf machen zu lassen oder bei der Agentur für Arbeit eine Beratung in Anspruch zu nehmen, wie es nach der Schule weiter gehen könnte.